Sonntag, 27. September 2009

Prostatakrebs: Hormontherapie gefährdet das Herz

Hormontherapien können gegen Prostatakrebs im fortgeschrittenen Stadium helfen - gleichzeitig aber auch das Risiko für eine Herzerkrankung erhöhen. Dabei scheinen bestimmte Formen hormoneller Behandlungen das Herz stärker zu gefährden als andere. Das ergab eine Studie unter der Leitung von Mieke Van Hemelrijck vom King's College in London.

An der Studie nahmen 30.642 schwedische Männer mit Prostatakarzinom teil. Bei einigen Patienten waren bereits Tochtergeschwulste (Metastasen) nachweisbar, bei anderen befand sich der Tumor zwar in fortgeschrittenem Stadium, hatte aber nicht gestreut. Alle Teilnehmer erhielten eine Hormonentzugstherapie, deren Ziel es ist, den Krebszellen das zum Wachstum benötigte Hormon Testosteron zu entziehen. Das lässt sich auf unterschiedlichem Wege erreichen: Einem Teil der Patienten wurden die Hoden entfernt, also die Hauptproduktionsstätten für Testosteron. Eine zweite Gruppe schluckte Anti-Androgene, die ein Andocken des männlichen Sexualhormons an die Prostatazellen verhindern. Die dritte Gruppe bekam Injektionen mit sogenannten GnRH-Analoga (GnRH = Gonadotropin-Releasing-Hormon), welche die Testosteron-Produktion in den Hoden blockieren. Die restlichen Studienteilnehmer schließlich erhielten sowohl Anti-Androgene als auch GnRH-Analoga.

Über einen Zeitraum von durchschnittlich drei Jahren verfolgten die Wissenschaftler die gesundheitliche Entwicklung der Patienten. Sie konzentrierten sich dabei vor allem auf das Auftreten einer Koronaren Herzkrankheit (KHK), von Herzinfarkten, Rhythmusstörungen und Herzinsuffizienz. "Wir entdeckten, dass Hormontherapien gegen Prostatakrebs das Risiko für alle Formen von Herzerkrankungen erhöhen ebenso das Risiko, daran zu sterben", fasst Van Hemelrijck die Studienergebnisse in einer Pressemitteilung zusammen.

Die Zahlen im Detail: Die Herzinfarktrate stieg im Vergleich zur Normalbevölkerung um 24 Prozent, das Risiko für Rhythmusstörungen um 19 Prozent, jenes für KHK um 31 Prozent und die Wahrscheinlichkeit für eine Herzschwäche um 26 Prozent. Auch die Gefahr eines Herztodes vergrößerte sich durch die Hormontherapien: Fünf Prozent mehr Männer als normal starben an Rhythmusstörungen; die Todesfälle aufgrund einer KHK, Insuffizienz oder eines Infarktes stiegen um 21 bis 28 Prozent.

Eine genauere Analyse der Daten zeigte, dass die verschiedenen Formen von Hormontherapie die Herzgesundheit unterschiedlich stark gefährden: In Bezug auf KHK, Herzinfarkt und Herzschwäche war die Behandlung mit Anti-Androgenen am sichersten. Und das Sterberisiko infolge einer Herzerkrankung wurde durch die Einnahme dieser Medikamente sogar überhaupt nicht vergrößert. Dagegen waren die GnRH-Injektionen laut Studiendaten in jeder Hinsicht am riskantesten für das Herz.

Die Wissenschaftler empfehlen behandelnden Ärzten von Prostatakrebs-Patienten, bei der Verschreibung von Hormontherapien die möglichen Nebenwirkungen für das Herz im Auge zu behalten. Vor Start der Therapie sollten die Patienten außerdem eventuell an einen Kardiologen überwiesen werden, so die Forscher. (mf - netdoktor.de)

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