Freitag, 18. September 2009

Nachts macht Essen dicker

(pte) - Wer zur Schlafenszeit regelmäßig den Kühlschrank plündert, ist weit eher gefährdet, zu viel Körperspeck anzulegen. Das schließen Neurobiologen der Northwestern University aus ihrer Untersuchung. "Gewichtszunahme ist ein komplizierter Prozess, bei dem es um viel mehr als bloß um Zufuhr und Verbrennung von Kalorien geht", so Studienautor Fred Turek. Manche der beteiligten Faktoren seien von unserer inneren Uhr gesteuert. "Um eine übermäßige Gewichtszunahme in Griff zu bekommen, dürfte die Suche nach dem geeigneten Zeitpunkt für die Mahlzeiten eine entscheidende Rolle spielen. Das erfordert somit eine Verhaltensänderung", so der US-Forscher.

In einem Experiment fütterten die Wissenschaftler eine Gruppe von Mäusen nur während des Tages - was für die Tierchen üblicherweise Schlafenszeit ist - mit besonders fettreicher Nahrung. Eine Kontrollgruppe bekam ihre Fressen während der natürlichen Wachstunden in der Nacht. Die untertags verköstigte Gruppe nahm innerhalb von sechs Wochen um 48 Prozent an Körpergewicht zu, während bei der Vergleichsgruppe die Fettkur bloß zu einem Anstieg um 20 Prozent führte. Was die Kalorienzufuhr oder die Aktivität der Mäuse betrifft, gab es statistisch keine Unterschiede. Da der Mensch im Unterschied zur Maus ein tagaktives Wesen ist, würde bei uns der ungünstigste Zeitpunkt für Nahrungsaufnahme zu Mitternacht liegen, schlussfolgern die Forscher.

Der falsche Zeitpunkt der Nahrungsaufnahme könnte somit in manchen Fällen eine Erklärung für Übergewicht bieten. "Besonders Schichtarbeiter sind häufig übergewichtig. Ihre Arbeitszeiten zwingen sie, ihre Mahlzeiten zu Zeitpunkten einzunehmen, die im Konflikt mit ihren natürlichen Körperrhythmen stehen. Diese Beobachtung war für uns der Anlass, diesen Zusammenhang von Essenszeit und Gewichtszunahme näher anzusehen", berichtet Deanna M. Arble, die die Untersuchung geleitet hat. Übergewicht und Fettleibigkeit gerät zusehends ins Visier der Forscher, sind doch mittlerweile bereits mehr als 300 Mio. Menschen von Fettsucht betroffen, unter ihnen jeder dritte US-Amerikaner. Prognosen halten es sogar für möglich, dass im Jahr 2048 jeder erwachsene US-Bürger fettleibig sein wird.

Von einer vorschnellen Übertragung der Ergebnisse von Maus auf Mensch warnt hingegen Kurt Kräuchi, Chronobiologe an der universitären psychiatrischen Klinik Basel. "Menschen schlafen sehr unterschiedlich und haben auch dementsprechend andere Essensrhythmen. In Spanien ist beispielsweise ein ausgiebiges Abendessen gegen 23 Uhr die Regel, ohne dass die Bevölkerung dadurch automatisch übergewichtig wäre", so Kräuchi gegenüber pressetext. Das häufige Übergewicht bei Schichtarbeitern dürfe zudem nicht auf einen Faktor reduziert werden. "Schichtarbeiter leben viel häufiger in schwierigen Umständen, die sie kaum Sport betreiben und eher zu fetthältiger Nahrung greifen lassen."

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