Sonntag, 27. September 2009

Mensch erwärmt Erde schon seit Jahrtausenden

(pte) Der Mensch beeinflusste das Klima schon mehrere tausend Jahre vor der Industriellen Revolution. Das behaupten US-amerikanische Wissenschaftler in der Fachzeitschrift "Quaternary Science Reviews". Ihre Überlegungen stellen die früher weit verbreitete Praxis der Brandrodung in den Mittelpunkt, durch die der Mensch besonders extensive Formen der Landwirtschaft betrieb. Hinweise für deren Einfluss auf das Klima glauben die Forscher in Sedimenten der Ozeane und in Eisschichten gefunden zu haben. Das stellt bisherige Klimamodelle in Frage, die Proportionen der heutigen Bodennutzung auch für die Vergangenheit übernehmen und bloß um den Faktor der Bevölkerungszahl ändern.

Heute benötigt die Landwirtschaft laut Berechnungen der Forscher 90 Prozent weniger Anbaufläche als in der frühen Menschheitsgeschichte, um denselben Ertrag zu erzielen. "Unsere Urahnen benötigten weit mehr Land für den Ackerbau, da sie wenig Anlass dafür hatten, die Erträge zu steigern. Es gab genügend Wald, den man verbrennen und somit wieder zu Ackerland umwandeln konnte. Diese Strategie dürfte sich ebenfalls auf das Klima ausgewirkt haben", erklärt Studienautor William Ruddiman von der University of Virgini. Das durch Brände gewonnene, fruchtbare Land wurde bestellt, bis die Erträge zu sinken begannen und das nächste Feld gerodet wurde. Erst mit Anwachsen der Bevölkerung wurden intensivere Formen des Landbaus nötig.

Heute führe die intensive und hocheffiziente Landwirtschaft dazu, dass jährlich immer kleinere Anbauflächen pro Person benötigt werden. Als Folge breiten sich in vielen Regionen die Wälder wieder aus, unter anderem in Europa, Kanada, Russland, im Nordosten der USA und in Teilen von China. "Die positiven Umwelteffekte dieser aktuellen Wiederbewaldung wurden jedoch wieder ausgemerzt. Schuld daran ist das großflächige Verbrennen fossiler Brennstoffe, das seit Beginn der Industriellen Revolution vor 150 Jahren im Gang ist. Die Menschen bringen somit weiterhin Kohlendioxid in großem Ausmaß in die Atmosphäre und leisten damit ihren Beitrag für den Erwärmungseffekt", so Ruddiman.

Brandrodung wird auch heute noch in einigen Waldregionen wie etwa Indonesien praktiziert. Die hier ansässigen Brandrodungsfeldbauern werden bei den Waldbränden auf dem Inselstaat, die die größten und gefährlichsten der Welt darstellen, immer wieder als Klima-Sündenböcke dargestellt. Zu Unrecht, betont die Kölner Ethnologin Michaela Haug gegenüber pressetext. "Es ist längst nachgewiesen, dass die meisten großen Brände Indonesiens auf eine rücksichtslose Ausbeutung der Wälder und auf einen nicht-ökologischen und unsozialen Ausbau von Palmölplantagen zurückzuführen sind. Die erst dabei entstehenden verheerenden Waldbrände stellen tatsächlich eine große Gefahr für das weltweite Klima dar."

Der traditionelle Brandrodungsfeldbau der indonesischen Bauern sei in der Regel weit eher nach dem Prinzip der Nachhaltigkeit ausgerichtet. "Für die Nachhaltigkeit von Brandrodungsfeldbau entscheidet unter anderem die Bevölkerungsdichte und die Länge der Brache-Zeiten", so Haug. Seien die Bedingungen entsprechend, können Brandrodungsfeldbau-Systeme auch sehr nachhaltig und flexibel gegenüber veränderten Umweltbedingungen sein.

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