Freitag, 27. November 2009

Winterwetter: Warum bei Kälte die Nase läuft

Schnell das Taschentuch zücken - die Nase läuft. Im Winterhalbjahr gehört das zu einem Spaziergang wie Mütze, Handschuhe und Schal: Eisige Temperaturen, ein schneidender Wind und schon beginnt die Nase zu kribbeln und schließlich zu tropfen. Sie läuft wie sonst nur bei einer Erkältung. Doch woher kommt diese Schnupfattacke in kalter Luft, bei ansonsten einwandfreier Gesundheit?
«Kälte löst einen ähnlichen Reiz aus wie Staub. Die Nase reagiert deshalb ebenfalls mit Verschnupftheit», erklärt Justus Ilgner, leitender Oberarzt an der Hals-, Nasen- und Ohren-Klinik des Universitätsklinikums Aachen. Denn auch Kältereaktionen fallen in den Zuständigkeitsbereich der Nase, die insgesamt drei Aufgaben zu erfüllen hat: Luft filtern, befeuchten und bei Kälte auch anwärmen. Dieses System ähnelt einer Thermostat-Heizung. Bei kalter Luft melden Temperaturfühler in der Nase dem Gehirn eine Untertemperatur. Die Schaltzentrale sendet dann einen Heizbefehl und warmes Blut strömt in die sogenannten Nasenmuscheln, die das Innere der Nase durchziehen. Sie schwellen an und erwärmen die Luft, damit sie nicht so eisig in den unteren Atemwegen ankommt. «Das muss man sich vorstellen wie Heizungsrippen, die in die Nase hineinragen», sagt Ilgner.
Gleichzeitig mit dem Anschwellen der Nasenmuscheln erhöht sich die Sekretproduktion in der Nase. Die Flüssigkeit, die auch unter gewöhnlichen Bedingungen gebildet wird, um die Schleimhäute feucht zu halten, fließt normalerweise nach hinten ab. Bei starker Produktion und zugeschwollener Nase klappt das nicht mehr ausreichend und das Nasensekret strömt nach vorn - die Nase läuft.
Der Griff zum Taschentuch mag uns zwar lästig erscheinen, die erhöhte Schleimproduktion hat aber prinzipiell eine wichtige Funktion: Sie ist ein wichtiges Schutz- und Reinigungsprogramm der Nase. Das Nasensekret verhindert, dass sich Fremdpartikel in der Nase festsetzen. «Wie auf einem rollenden Teppich wird auf der Schleimschicht alles wegtransportiert, was nicht in die Nase gehört», erklärt Ilgner. Auch kalte, trockene Luft kann die empfindlichen Schleimhäute schädigen und anfälliger für Krankheitserreger machen. Die erhöhte Schleimproduktion hält alles feucht und zugedeckt, damit keine Risse entstehen, in denen sich üble Krankheitserreger festsetzen können.

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