Dienstag, 24. März 2009

Hängt der Schwanz, steht das Herz

Potenzprobleme beim Mann deuten auf Herzkreislaufschäden hin

Wiesbaden – Lässt bei älteren Männern die Fähigkeit zur Erektion nach, kann dies ein erstes Anzeichen für Schäden und Beläge in den Blutgefäßen im gesamten Körper sein. Die Betroffenen sollten sich deshalb vom Spezialisten untersuchen lassen, empfehlen Experten der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM). Häufig ließen sich Erektionsstörungen auch ohne Potenzpille behandeln, so die Internisten.
Erektionsstörungen und Herzkreislauferkrankungen haben viel gemeinsam: Sie nehmen im Alter zu und treten häufiger bei Rauchern, Diabetikern und Männern mit hohem Blutdruck oder hohen Cholesterinwerten auf. Zudem haben beide möglicherweise die gleiche Ursache. Sie liegt nach Einschätzung von Professor Dr. med. Michael Böhm von der Universität Homburg/Saar in einer Funktionsstörung des Endothels. Dessen Zellen kleiden die Blutgefäße von innen aus. Das gilt für die Herzkranzgefäße, wo gefährliche Ablagerungen einen Herzinfarkt auslösen können ebenso wie für die sogenannten Helixarterien, durch die das Blut in die Schwellkörper des Penis fließt. Erektile Dysfunktion, sagt Professor Böhm, ist oft ein erstes Zeichen einer endothelialen Dysfunktion.
Erektionsstörungen gehen Herzkreislauferkrankungen häufig voraus: In einer von Professor Böhm durchgeführten Studie berichteten vier von fünf Patienten mit zunehmender Herzschwäche über Potenzstörungen, deren Beginn bis zu sieben Jahre zurücklag. „Erektile Dysfunktion ist eindeutig ein Risikomarker für Herzkreislauferkrankungen“, so Böhm. Deshalb sollten betroffene Männer einen Kardiologen zu Rate ziehen. Oft könne der Experte für Herzkreislauferkrankungen die Patienten auch ohne Potenzpille von ihren Erektionsstörungen befreien. Substanzen mit starkem Gefäßschutz können hier nützlich sein.
Die Blutdruckkontrolle erfolgt über das sogenannte Renin-Angiotensin-System der Niere. Das Eiweiß Angiotensin II steigert nicht nur den Blutdruck. Es steuert auch das Erschlaffen des Penis nach dem Geschlechtsverkehr. „Im Tierexperiment kann Angiotensin II eine Erektion verhindern. Es sei denn die Tiere wurden vorher mit Angiotensin-II-Rezeptorblockern behandelt“, erläutert Böhm seine Ergebnisse, die er auch in Wiesbaden erörtert. Diese Medikamente könnten deshalb möglicherweise auch Potenzstörungen lindern. Zutreffen könne dies auch auf weitere Wirkstoffe wie etwa die ACE-Hemmer. Sie greifen ebenfalls in die hormonelle Kontrolle des Blutdrucks ein.
ACE-Hemmer und Angiotensin-II-Rezeptorblocker sind kürzlich in zwei größeren Studien an Patienten mit Bluthochdruck und Herzkreislauferkrankungen verglichen worden. Begleitend untersuchen Professor Böhm und Mitarbeiter derzeit, ob sich bei den Teilnehmern auch die Erektile Dysfunktion gebessert hat. Ein nächster Schritt wäre zu prüfen, ob sich die Medikamente gezielt gegen Potenzstörungen einsetzen lassen, so Böhm.

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